Oft war der Fußball-Regionalligist FC Memmingen in dieser Saison schon totgesagt. Doch nach der 2:3-Niederlage im Relegationshinspiel beim TSV Rain gewannen die Allgäuer das Rückspiel vor heimischer Kulisse mit 2:0 (1:0) und schafften so den Klassenerhalt in der höchsten bayerischen Spielklasse (wir berichteten) . Die Erleichterung darüber war nicht nur auf dem Rasen und den Rängen riesig.
Verkorkste Saison - Es passt, dass die Memminger im Relegationshinspiel zunächst überrumpelt wurden – das Spiegelbild einer völlig verkorksten Saison für den FCM. 0:3 lag die Elf von Trainer Stephan Baierl schon zurück, schaffte aber noch zwei Treffer zum 2:3-Endstand. In der Regionalliga Bayern standen die Memminger an 36 von 38 Spieltagen auf einem direkten Abstiegs- oder Relegationsplatz. Michael Heilig, der bei der Niederlage in Rain zum zwischenzeitlichen 1:3 getroffen hatte, sagte nach dem geschafften Klassenerhalt: „Die beiden Tore im Hinspiel waren extrem wichtig, sonst wäre es fast unmöglich gewesen. Wir sind brutal erleichtert.“
„Held des Tages“ - Der Mann des Abends im Rückspiel war FCM-Torhüter Martin Gruber. Er bewahrte seine Mannschaft einige Male vor dem Ausgleich und reagierte oft glänzend. In der 85. Spielminute kratzte der 28-Jährige einen nahezu unhaltbaren Ball aus dem Winkel (im Bild) – den hatten viele der knapp 2700 Zuschauer in der Memminger Arena schon im Tor gesehen. FCM-Vorsitzender Armin Buchmann hob ihn später heraus: „Martin hat uns in der Klasse gehalten. Ich bin stolz auf ihn. Vor allem, weil er auch noch aus der eigenen Jugend kommt.“
Harte Gangart - Mitentscheidend dürfte in beiden Spielen die harte Gangart der Rainer gewesen sein. Im Hinspiel kassierten sie sieben Gelbe und eine Rote Karte – erst in Überzahl gewann der FCM Oberwasser und erzielte die zwei wichtigen Tore. Im Rückspiel hagelte es erneut sieben Gelbe Karten gegen die Nordschwaben, zwei davon gegen Marcel Posselt, der mit Gelb-Rot vom Platz flog. FCM-Coach Baierl resümierte: „Rain wollte uns wehtun, weil wir die fußballerisch bessere Mannschaft sind. Sie haben das gut gemacht, wir hatten es schwer.“
Mitfiebern übers Internet - Die Fans freuten sich nicht nur im Stadion mit dem FCM. Auch im Netz ging es hoch her. Der Liveticker des Portals fupa.net zählte während der Partie 32 000 Zugriffe, der auf der Homepage des FC Memmingen stürzte wegen Überlastung sogar ab. Nach dem Schlusspfiff gab es viele Glückwünsche über soziale Medien.
Illertissen gratuliert - Einer der ersten Gratulanten war Liga-Konkurrent und Lokal-Rivale FV Illertissen via Facebook . Die Mittelschwaben freuen sich schon jetzt auf die Derbys mit den Allgäuern. Pikant: Es kommt dann zum Wiedersehen mit Stefan Anderl. Der 52-jährige Trainer wurde in dieser Saison beim FC Memmingen nach zwölf Spieltagen entlassen und übernimmt nun Illertissen. Mit Tim Buchmann und Burak Coban wechseln zudem zwei Memminger Spieler zum FVI. Vor allem Cobans Transfer hatte für Aufsehen gesorgt, da er den FCM nicht nur überraschte, sondern auch mitten im Abstiegskampf publik wurde. „Ich musste mir viel anhören deswegen – teilweise unschöne Sachen über soziale Medien“, sagte Coban. Ausgerechnet er hatte kurz vor Schluss (90+3.) mit dem 2:0 den Klassenerhalt endgültig perfekt gemacht. „Ich habe schon vor Wochen gesagt, dass ich trotzdem alles für den Verein gebe. Das habe ich jetzt bewiesen. Ich bin stolz. Memmingen gehört in die Regionalliga.“
Regionalliga-Dauerbrenner - Mit dem Klassenerhalt bleibt der FCM ein Dauerbrenner in der Regionalliga. Seit acht Jahren spielen die Allgäuer in Deutschlands vierthöchster Spielklasse – zwei Saisons in der Süd-West-Staffel (dreigleisige Regionalliga) und seit sechs Spielzeiten in der Regionalliga Bayern (fünfgleisig).
(Von Jan-Mirco Linse und Julian Agardi - Allgäuer Zeitung vom 30.05.18 - Foto: Erwin Hafner)
