Der Eine ist eher sachlich und nüchtern analysierend, vom Charakter her ein klarer "Kopfmensch". Der Andere kann impulsiv sein, schimpft schon mal so "aus dem Bauch raus". Zumindest haben viele Fans in der Außenwirkung diese Wahrnehmung. Von den Typen her sind Christian Braun (rechts im Bild) und Thomas Reinhardt (links) höchst unterschiedlich, ergänzen sich und funktionieren aber im Doppelpack. Seit anderthalb Spielzeiten bilden sie gemeinsam das Trainergespann des Fußball-Regionalligisten FC Memmingen und erinnern zuweilen ein wenig an die psychologische Polizeitakttik "Good Cop, bad Cop" (guter Polizist, böser Polizist). Jetzt ist in der Saison 2015/16 Halbzeit - eine Vorrundenbilanz im Gespräch mit den beiden Taktgebern beim Allgäuer Vorzeigeverein:
Diese Runde hat sehr viele Parallelen mit der letzten Spielzeit. Es gab Durchhänger, auch mal eine hohe Niederlage zwischendurch - heuer gegen Unterhaching - und dann einen deutlichen Aufwärtstrend. Zum Vorrunden-Schluss und Rückrunden-Auftakt stand die Mannschaft vor einem Jahr top da. Ist es wieder genauso?
Braun: Das hoffen wir natürlich. Für mich sieht es so aus, dass wir nach der Heimniederlage gegen Rain (Mitte August) eine Entwicklung gemacht haben, wo wir uns konstant von Spiel zu Spiel verbessert haben. Natürlich ist es in der Liga so, dass man damit nicht automatisch jedes Spiel gewinnt. Wir waren in den letzten Wochen immer voll dabei, ganz selten nur die Schlechteren, auch gegen sehr, sehr gute Mannschaften. Das gibt uns natürlich Selbstvertrauen und wir wissen, wenn wir alles auf den Platz bringen, dann können wir uns auch gegen jeden Gegner behaupten. Der Herbst ist gut für uns, wir haben eine Mentalität für diese Jahreszeit, für den tiefen Boden. Diese Phase wollen wir nutzen und bis zum Winter viele Punkte holen, um Luft nach unten zu bekommen.
Reinhardt: Die 22 Punkte auf unserem Konto sehe ich positiv. Wir haben in den vergangenen Wochen eine gute Entwicklung gemacht. Nur die Ergebnisse haben nicht immer so ganz gestimmt. Wenn man dreimal hintereinander Unentschieden spielt, gibt es halt nur drei Punkte. Da verlierst Du leichter einmal und gewinnst zweimal - dann sind es sechs. So einfach ist Fußball.
Sind vom Kader her momentan so die aktuellen 14, 15 Leute für die Stammbesetzung gesetzt?
Braun: Nein, unser gesamter Kader hat mehr als 15 Spieler. Wir haben in den letzten Wochen vielleicht etwas gezielter mit dem Regionalliga-Kader trainiert. Aber vom Grundsatz her ist es so, dass die Türe immer offen ist für Spieler, die momentan in der zweiten Reihe stehen. Wichtig ist, dass sie sich anbieten, sich uns zeigen und wie wir jetzt bei Kevin Ruiz gesehen haben, muss man seine Chance nutzen, wenn man auf den Platz steht. Das hat er mit seinen beiden Toren gegen den FC Augsburg II gut gemacht. Das kann nächste Woche schon wieder ein anderer sein.
Bis zur Winterpause sind es noch vier Spiele, 12 Punkte sind zu vergeben. Von den Gegnern her sind Amberg, Illertissen, Bayreuth und 1860 München II in der Tabelle alle greifbar. Alle schlagbar oder alles verlierbar?
Braun: Genau so ist es. Deshalb interessiert uns jetzt erst mal nur Amberg und die anderen Spiele noch nicht. Wir haben wieder ein Heimspiel und wollen unseren Lauf nutzen. Nach dem Heimsieg gegen Augsburg hatte die Mannschaft zwei Tage frei und konnte sich erholen. Wir fokussieren uns voll auf Samstag und an die nächsten Spiele denken wir erst danach.
Aus der Erinnerung heraus, waren damals im Juli nach der Auftaktniederlage in Amberg alle etwas sprachlos ...
Reinhardt: Ja, nach guter Vorbereitung waren wir zum Saisonstart dort eigentlich positiv gestimmt. Und dann kriegst Du dort beim Aufsteiger eine verdiente 1:4-Klatsche. Da haben wir alle noch was gutzumachen.