„Treffpunkt Stadtpark“ heißt eine Rubrik der Memminger Zeitung. Auf dem früheren Landesgartenschau-Gelände sprechen wir mit bekannten Memmingern und Unterallgäuern. Interviewpartner ist diesmal Stefan Anderl, Trainer des FC Memmingen.
Es ist ein wolkenverhangener Spätsommertag. Es tröpfelt, erstes Laub säumt die feuchten Wege. Stefan Anderl lässt sich davon nicht beeindrucken. Er trägt T-Shirt und kurze Hose. Seine Turnschuhe legt er neben die Kneippanlage im Stadtpark und steigt ins kalte Wasser. „Ist das der Bach, in den die Memminger am Fischertag springen?“, fragt er. Dass es in Memmingen eigentlich jucken statt springen heißt, ist ihm neu. Der frisch gebackene Trainer des FC Memmingen kommt aus Gundelfingen. Mehrmals die Woche pendelt er die über 90 Kilometer lange Strecke zwischen seinem Wohnort und Memmingen hin und her. Das nehme er gerne in Kauf, denn Fußball sei seine große Leidenschaft und die Aufgabe als Trainer in Memmingen eine neue Herausforderung, sagt er. „Ich habe schon als Bub lieber auf dem Bolzplatz gekickt als Hausaufgaben gemacht“, verrät Anderl beim Spaziergang.
Mehr als 30 Jahre stand er als Mittelfeldspieler auf dem Rasen. Er beschreibt sich als „emotionalen und impulsiven Spieler“. Das hat ihm in seiner Laufbahn auch eine Reihe Roter Karten eingebracht. Präsenz auf dem Platz sei ihm wichtig: „Man muss alles versuchen, um zu gewinnen.“ Dazu gehöre auch, Einfluss auf Schiedsrichter, Gegner, Zuschauer und die eigenen Mitspieler zu nehmen. Seit mehr als 15 Jahren ist Anderl zudem als Trainer aktiv. „Ich schon als Spieler gemerkt, dass ich mich mehr mit der Taktik und der Mannschaft auseinandersetze als manch anderer Spieler.“ Er nennt sich aber nicht Trainer, sondern Fußball-Lehrer. Schließlich sei seine Mannschaft wie eine Klasse, die Spieler seine Schüler. „Es geht darum, ihnen etwas beizubringen, sie zu motivieren, auch mal der Buhmann zu sein.“
Die Aufgaben eines Lehrers sind Anderl vertraut. Er arbeitet seit 20 Jahren an der Lauinger Berufsschule. Anderl unterrichtet Sport und technische Fächer für Industriemechaniker. „Ich habe ein Diplom in Maschinenbau“, erzählt er. Nach dem Studium habe er aber gemerkt, dass ihn ein technischer Beruf alleine nicht glücklich mache: „Also habe ich noch Sport studiert und bin Lehrer geworden.“ Seine Freizeit verbringt er gern mit körperlicher Betätigung: „Um zu entspannen, steige ich aufs Rad.“ Er geht aber auch gern Joggen oder Skifahren. Fürs Wandern fühlt sich der 51-Jährige noch zu jung. „Golfspielen hebe ich mir noch auf, bis ich 30 Jahre älter bin“, fügt er lachend hinzu. Anderl steht auf Action: Die Wakeboard-Anlage im Stadtpark würde er am liebsten auf der Stelle ausprobieren.
Auch musikalisch mag es Anderl etwas härter: „Ich höre am liebsten Heavy Metal.“ Früher war er zudem auf Rock-Festivals unterwegs. „Dazu fehlt mir heute die Zeit“, sagt der FCM-Coach. Dafür gehe er mit seiner Tochter auf Pop-Konzerte und besuche regelmäßig die Auftritte seiner Frau – sie ist Singer-Songwriterin. Bei seiner Trainer-Arbeit gebe es allerdings auch einen Wermutstropfen, erzählt der 51-Jährige: „Ich komme kaum mehr zum Verreisen. Das ist manchmal schon hart, wenn einem die Kollegen Urlaubsbilder aufs Handy schicken und ich sitze zuhause und analysiere Fußball-Videos.“
Zur Person:
Herkunft - Stefan Anderl kam am 12. Juli 1965 in Gundelfingen zur Welt. Dort lebt er auch heute noch.
Beruflicher Werdegang - Er studierte zunächst Maschinenbau in Augsburg und absolvierte dann ein Sport-Studium in München. Hauptberuflich ist Anderl Berufsschullehrer in
Lauingen. Zudem trainiert er seit diesem Jahr den Fußball-Regionalligisten FC Memmingen.
Familie - Anderl ist mit der Singer und Songwriterin Sarah Straub verheiratet und hat eine erwachsene Tochter aus einer früheren Beziehung.
Freizeit - Er war mehr als 30 Jahre als Fußballspieler aktiv und ist seit über 15 Jahren Trainer. Darüber hinaus geht Anderl unter anderem zum Mountainbiken, Joggen und Skifahren. Zudem fährt er gern Motorrad oder besucht Konzerte seiner Frau.
(Von Andreas Schnurrenberger - Memminger Zeitung vom 23.08.18 - www.all-in.de)
