Kleine Bayern sind eine Nummer zu groß

Bayern H02 Oezhitay 300Bei der 0:4-Niederlage gegen die FCB-Amateure ist Memmingens Torwart Mustafa Özhitay einer der besten Spieler auf dem Platz. Eine besondere Rückkehr erlebt sein Gegenüber Jakob Mayer. 
 
Wenn der Torwart der beste Mann auf dem Platz ist, dann bedeutet das für eine Mannschaft oft nichts Gutes, was den Ausgang eines Fußballspiels angeht. So auch in diesem Fall. Bei der 0: 4 (0: 3)-Niederlage des FC Memmingen gegen Regionalliga-Spitzenreiter FC Bayern München II war FCM-Torwart Mustafa Özhitay mit seinen Paraden und Rettungsaktionen maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Niederlage gegen die zweite Mannschaft des deutschen Rekordmeisters nicht noch höher ausfiel.
 
Lob und Applaus für seine gute Leistung interessierten Özhitay, der im November 2019 vom VfB Eichstätt zum FCM gekommen war, nach dem Spiel aber nicht. „Der Erfolg der Mannschaft geht vor“, sagt der 25-Jährige. „Was mich ärgert, ist der frühe Rückstand. Das hätte uns nicht passieren dürfen, da haben wir uns naiv angestellt.“ Was Özhitay meint: Bei der Offensivaktion der „kleinen Bayern“ bekam Christopher Scott den Ball an der Strafraumkante und traf nach 71 Sekunden per Flachschuss. Danach kontrollierten die Gäste die Partie, der FCM kam kaum aus der eigenen Hälfte. „Mit der frühen Führung hat sich Bayern leicht getan“, sagt Özhitay. „Unser Plan war, das Spiel lange offen zu halten. Sie haben junge Spieler, die irgendwann nervös werden können.“
 

Das war jedoch am Dienstagabend nicht der Fall. Die Mannschaft von Trainer Martin Demichelis, die mit Scott, Armindo Sieb und Abwehrhüne Jamie Lawrence vielversprechende Talente mit nach Memmingen brachte, erhöhte nach einer Ecke durch Lawrence auf 2: 0 (16.). Nemanja Motika, mit sechs Saisontoren bester Torschütze der Münchner Amateure, traf nach einem Konter zum 3: 0 (30.). Die erste einigermaßen gefährliche Offensivaktion des FCM verzeichnete Thilo Wilke. „Wir haben billige Tore bekommen“, ärgerte sich Özhitay. Der 25-Jährige ist aber überzeugt, dass der FC Memmingen die Sieglos-Serie in Kürze beendet. „In der zweiten Hälfte hatten wir gute Ansätze“, sagt Özhitay. „Ich sehe, wie die Mannschaft arbeitet. Bald belohnen wir uns.“

Im zweiten Durchgang verflachte die Partie. Die Gäste aus der Landeshauptstadt machten nicht mehr wie nötig. Weitestgehend unauffällig blieb FCB-Rechtsaußen Oliver Batista Meier. Der 20-Jährige galt als Top-Talent, konnte aber vergangene Saison während seiner Leihe beim holländischen Erstligisten SC Heerenveen nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Beim Rekordmeister dürfte der Deutsch-Brasilianer keine Zukunft haben. 

Der FC Memmingen fand nun auch in der Offensive statt, die großen Chancen blieben aber aus. Zwischendurch musste aber immer wieder Özhitay sein Können zeigen. Kurz nach der besten FCM-Chance, als Timo Gebharts Schuss am Außennetz landete, traf Yusuf Kabadayi zum 4: 0-Endstand (80.). Özhitays Gegenüber, Jakob Mayer, erlebte einen ruhigen Abend und musste keinen direkten Ball auf sein Tor abwehren. Für den 19-Jährigen war es ein Heimspiel – der Ottobeu-rer spielte bis 2013 im FCM-Nachwuchs und ging dann in die Jugendabteilung des FCB. „Ich war hier früher Balljunge, deswegen war das schon speziell“, sagte Mayer. Im Stadion sahen seine beiden Brüder, die beim FCM spielen, sowie seine Schwester zu. Für einen Kurzbesuch blieb keine Zeit, es ging direkt zurück nach München. „Aber nach dem Illertissen-Spiel am Wochenende bekommen wir einen freien Tag, da werde ich meine Familie besuchen“, sagte der Torwart.

Von Tobias Giegerich - Allgäuer Zeitung vom 05.08.2021 - Foto (C) Siegfried Rebhan

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