Der FC Memmingen ist auf einen Abstiegsrelegationsplatz abgerutscht. Warum er gegen den FC Augsburg II mit 0:6 unterging und wie es nun weitergehen soll, berichtet Manfred Jörg in der Allgäuer Zeitung.
Die 17. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie aus dem Jahr 1968 erklärt das aus dem Französischen stammende Fremdwort Debakel mit drei deutschen Wörtern: Auflösung, Zusammenbruch, Unglück. Alle drei Begriffe beschreiben genau, was dem FC Memmingen am Freitagabend in der Fußball-Regionalliga widerfahren ist: Durch die 0: 6 (0: 2)-Klatsche gegen den FC Augsburg II (FCA) ist die von Esad Kahric trainierte Mannschaft auf den Abstiegsrelegationsplatz 16 abgerutscht. Sollte Greuther Fürth II am Dienstag beim SC Eltersdorf gewinnen, wird sogar noch Platz 17 draus.
Nach bislang 19 Spielen hat der FC Memmingen bislang ebensoviele Punkte gesammelt. Doch seit nunmehr fünf Spielen warten die Rot-Weißen von der Bodenseestraße auf einen Sieg. Zuletzt war die Kahric-Truppe in Nürnberg nah dran am Dreier, musste allerdings in der 84. Minute noch den bitteren Ausgleich zum 1: 1 hinnehmen. Das tut weh, das nagt am Selbstbewusstsein. Insbesondere bei einer blutjungen Mannschaft wie dem FCM 21/22. Dazu kommt: Von Spiel zu Spiel wächst der Druck, unbedingt gewinnen zu müssen. Und mit dem muss man erst mal fertig werden.
Dass das unerfahrene Team kämpfen kann, hat es in dieser Spielzeit schon mehrfach unter Beweis gestellt. Doch wenn man gleich in der siebten Minute in Rückstand gerät – wie der FCM gegen den FCA II – ist das nicht wirklich hilfreich fürs Nervenkostüm. In solchen Situationen kann man dann seinen Allerwertesten darauf verwetten, dass auch noch Pech dazu kommt. Wie in der 33. Minute, als die Memminger in Unterzahl agieren mussten. Der am Kopf verletzte „Jacky“ Gräser bekam gerade an der Außenlinie einen Turban aus Verbandsmaterial verpasst, als die Gäste den vorangegangenen Spielverlauf auf den Kopf stellten: Samuel Lengle schnibbelte den Ball aus dem rechten Halbfeld auf das FCM-Tor. Das Spielgerät segelte über den ebenfalls verletzten und später ausgewechselten Keeper Martin Gruber hinweg und senkte sich hinter ihm in die Maschen. Es stand 0: 2. Das Fazit zur Halbzeitpause musste lauten: Die unglücklichen Memminger machten über weite Strecken das Spiel, die Augsburger die Tore. Da wollte FCA-Coach Josef Steinberger nicht widersprechen: „Nach unserem 1: 0 haben wir eine Weile regelrecht um den Ausgleich gebettelt“, sagte er.
Doch was sagte FCM-Coach Kahric? Nun ja, eine ganze Weile erst einmal gar nichts. Denn das gedemütigte Team und die Betreuer bildeten nach dem Abpfiff zunächst einen verschworenen Kreis. Was dabei besprochen wurde, wollte danach niemand ausplaudern.
Kahric stellte sich schließlich den Fragen der Medienvertreter. Er analysierte: „Das war heute eine Blamage, klar. So etwas habe ich in meiner Karriere als Trainer noch nicht erlebt.“ Kahric attestierte seinen Jungs, in den ersten 45 Minuten noch ein ordentliches Spiel abgeliefert zu haben. „Warum wir dann nach dem 0: 3 zusammengebrochen sind, ist mir unerklärlich.“ Zwischen der 48. und der 57. Minute nutzte der FCA II die aufgelöste Ordnung beim FCM gnadenlos aus, schraubte das Ergebnis auf 6: 0 – und sorgte für lange Gesichter beim demoralisierten FCM.
„Nächsten Freitag müssen wir unbedingt wieder ein anderes Gesicht zeigen“, forderte Kahric. Dann erwartet der FCM ab 19.30 Uhr in der Arena an der Bodenseestraße den SV Heimstetten. Der Tabellenzwölfte hat derzeit lediglich zwei Zähler mehr als der FCM auf dem Konto. Den Memmingern bietet sich also die nächste Chance, drei Punkte gegen den Abstieg zu holen.
Und wenn das nicht gelingt? Dann fahren wir im Brockhaus vom Debakel mit dem Finger fünf Wörter nach unten – und stoßen auf das Wort Debatte. Das wird im Lexikon wie folgt erklärt: „Offene Diskussion, Erörterung, Aussprache, besonders bei unterschiedlichen oder gegensätzlichen Auffassungen.“
BILDERGALERIE "BEHIND THE SCENES"
Foto (C) Peter Roth
