Pokal-Halbfinale: FC Memmingen - Würzburger Kickers 0:3 (0:2)

Wuerzburg Sapina 300Das Gute vorneweg: Fußball-Regionalligist FC Memmingen kann sich in den nächsten Wochen voll und ganz auf den Abstiegskampf konzentrieren. Eine zusätzliche Belastung im Pokalwettbewerb, die man in Memmingen aber vermutlich gerne auf sich genommen hätte, bleibt aus. Denn gestern Abend unterlag der FC Memmingen dem Drittligisten Würzburger Kickers im Halbfinale des bayerischen Totopokals deutlich mit 0:3 (0:2). Die von Ex-Profi Bernd Hollerbach trainierten Unterfranken waren vor 861 Zuschauern über die gesamte Spielzeit einen Tick besser und ziehen verdient ins bayerische Pokalfinale gegen den Regionalligisten SpVgg Unterhaching ein, der bereits am Dienstag überraschend klar mit 5:1 bei Jahn Regensburg gewann.

Das Memminger Trainergespann Braun/Reinhardt hatte die Mannschaft im Vergleich zum Liga-Spiel vergangenen Freitag gegen Nürnberg (0:1) gleich auf vier Positionen geändert. Ins Tor rückte – wie bei Pokalspielen üblich – die Nummer zwei Philipp Beigl. In die Abwehr wurde anstelle von Edgar Weiler der etwas schnellere David Anzenhofer beordert und im Mittelfeld gab das Trainer-Duo dem wiedergenesenen Vinko Sapina und dem zuletzt starken Robin Lhotzky den Vorzug vor Sebastian Bonfert und Tim Buchmann. „Wir wollen das beste Team aufbieten und die Überraschung schaffen“, gab sich Thomas Reinhardt vor dem Spiel kämpferisch und versicherte: „Wir schonen niemanden für das schwere Auswärtsspiel am Samstag in Aschaffenburg.“

Doch noch ehe sich die Memminger im ersten Pokal-Heimspiel der Saison gegen den Drittligisten akklimatisieren konnten, lagen sie zurück. Würzburgs Kapitän Elia Soriano kam im Strafraum unbewacht zum Kopfball, Torwart Beigl hechtete ins linke untere Eck und klatschte den Ball direkt vor die Füße von Nico Gutjahr, der zwei Meter vor der Linie nur noch abstauben musste. 0:1 nach fünf Minuten – eine kalte Dusche für die Memminger, die so ambitioniert in dieses Spiel gegangen waren und denen so früh der Zahn gezogen wurde.

FCM-Kapitän Andreas Mayer wollte das Ruder schnell herumreißen, krempelte bei kühlen zehn Grad zwar die Ärmel hoch, war bei seinen Offensivaktionen aber oft zu  eigensinnig und zu wenig umsichtig. Bei einem schön gezirkelten Freistoß aus 25 Metern fehlte dem 35-jährigen Routinier aber auch ein klein wenig das Glück (25.). Sehr zur Freude der handgezählten 46 Würzburger Anhänger im eigens abgetrennten Fanblock spielten die Kickers weiterhin hoch konzentriert, überzeugten durch eine robuste Verteidigung ebenso wie im Angriff durch große Laufbereitschaft, Passgenauigkeit – und Kaltschnäuzigkeit.

Torschütze Gutjahr wirbelte die Memminger Abwehr auf der rechten Angriffsseite einmal mehr durcheinander, zirkelte den Ball aus der Drehung scharf vors FCM-Tor und fand mit seiner Flanke Mitspieler Dennis Russ, der mit einem Hechtkopfball auf 2:0 für die Mainfranken erhöhte. „Jetzt kömmer hoim gange“, warfen einige Memminger Fans die Flinte schon ins Korn. Auch der Sportliche Leiter des FCM, Bernd Kunze, strotzte beim 0:2 zur Pause nicht gerade vor Zuversicht: „Die Würzburger spielen es clever“, analysierte er. „Wenn wir nicht schnell das 1:2 schaffen, wird’s verdammt schwer“. 

Der Unterallgäuer Sänger Kevin Prinz, der dem FCM bislang immer Glück brachte, wenn er seine Hymne vor dem Spiel trällerte, besang auch diesmal die „Macht im Allgäu“. Doch die hatte der Macht aus Unterfranken wenig entgegenzusetzen. Die Memminger spielten teils gefällig mit, ließen es an Einsatz auch nicht mangeln, konnten dem Favoriten aber auch in der zweiten Hälfte nicht wirklich gefährlich werden. Alles andere als motivationsfördernd war zudem, dass FCM-Verteidiger Sebastian Schmeiser kurz vor der Pause mit Verdacht auf einen Bänderriss im rechten Knöchel raus musste.

Die Gäste waren dem 3:0 deutlich näher als die Memminger dem 1:2. Russ (51.) und Gutjahr (65.) hatten bereits die Entscheidung auf dem Fuß bzw. auf dem Kopf, brachten den Ball an Beigl aber nicht vorbei. Das gelang dann in der 69. Minute dem kurz zuvor eingewechselten Kickers-Stürmer Adam Jabiri, der per Kopf die deutliche Überlegenheit mit dem 3:0 manifestierte. „Wir haben gehofft, die Sensation zu schaffen. Aber Würzburg hat absolut nichts zugelassen“, analysierte FCM-Trainer Christian Braun. Einen Vorwurf machte er seinem Team nicht: „Die Jungs haben sich anständig verkauft.“ Gästetrainer Hollerbach strahlte: „Das war sehr souverän. Ich wünsche Memmingen viel Glück im Abstiegskampf.“

FC Memmingen: Beigl – Nikolic, Anzenhofer, Schmeiser (46. Weiler), Lhotzky (75. Buchmann) – Eisenmann, Hoffmann, Mayer, Sapina – Salemovic, Krogler (75. Zuka).

FC Kickers Würzburg: Brunnhübner – Benatelli (62. Haller), Taffertshofer, Fennell, Schoppenhauer – Kurzweg, Russ, Billick (46. Nothnagel), Gutjahr – Nagy, Soriano (46. Jabiri).

Tore 0:1 Gutjahr (5.), 0:2 Russ (39.), 0:3 Jabiri (69.). - Schiedsrichter Hartmann (SV Krugzell/Wangen). - Zuschauer: 861.

(Von Thomas Weiss - Foto: Ingo Jensen - Allgäuer Zeitung vom 21.04.16)

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