Der FC Memmingen kann in der Fußball-Regionalliga einigermaßen gelassen überwintern. Die 30-Punkte-Marke ist geknackt, auf die Abstiegsränge hat die Mannschaft von Trainer Stefan Anderl einen ordentlichen Abstand. Zudem wurde der größere personelle Umbruch im Sommer bewältigt und das neue, offensivere Spielsystem zeigt Erfolge. Sehr zur Freude der Fans, die bislang insgesamt 40 Treffer bejubeln durften.
Knapp die Hälfte der Tore gingen auf das Konto von Stefan Schimmer, der wie Anderl im Sommer vom FC Gundelfingen nach Memmingen gekommen war, weil er in Kempten studiert. Dass der Stürmer den Sprung von der sechsten in die vierte Liga so problemlos bewältig und zu den Torgaranten zählt, war freilich so nicht zu erwarten. Die Ausbeute des 20-jährigen hat sich herumgesprochen. Bundesliga-Scouts haben ihn unter die Lupe genommen, fast täglich tragen sich Spielerberater an.
Schimmer hat womöglich die Chance, in der nächsten Saison ins Profigeschäft einzusteigen – aber er will sich mit einer Entscheidung Zeit lassen. Momentan fühlt er sich beim FCM, bei dem er bis zum Rundenende gebunden ist, pudelwohl. Was auch an seinem Übungsleiter liegt, der in der gesamten Truppe Begeisterung weckt. Immer wenn die Memminger ihr Ding machten, kamen sehr begeisternde Spiele heraus. Und wenn es schief ging, waren die Ergebnisse äußerst knapp. Nur eine der Niederlagen fiel höher als mit einem Tor Unterschied aus – und auch bei diesem 1:3 gegen Unterhaching war mehr drin.
„Agieren nicht reagieren“, heißt Anderls Motto, der sich allerdings auch Gedanken macht, wie er den Trainerjob neben Beruf und Frau künftig bewerkstelligen kann. Er ist eigentlich gekommen, um in Memmingen längerfristig etwas aufzubauen. Die Aufgabe ist längst mehr als ein Hobby, den viele Regionalliga-Konkurrenten arbeiten unter Profibedingungen. Spitzenreiter SpVgg Unterhaching geht auch sehr professionell zu Werke, die Zweitvertretungen der Bundesligisten sowieso. So geht es für Mannschaften wie Memmingen darum, in diesem Haifischbecken die Nummer eins unter den „echten“ Amateurvereinen zu sein.
Alles passiert beim Allgäuer Traditionsclub in einem wohlbestellten Umfeld. Der Vorsitzende Armin Buchmann kann bei der Mitgliederversammlung nahezu ausgeglichene Zahlen präsentieren. In die FCM-Stadiongaststätte wurde im Sommer kräftig investiert. Der Innenumbau hat sich vollauf gelohnt, denn die repräsentativen Räume kommen an, was die Wirtsleute Agres auch am Besuch positiv zu spüren bekommen.
Sportlich heißt es nun erst einmal für einige Woche die Füße hochzulegen und sich zu regenerieren. Erstmals wird der FC Memmingen in diesem Winter nicht mehr in der Halle aktiv sein. Auf die Meldung zur schwäbischen Futsal-Meisterschaft wurde verzichtet. Zum einen, weil die Spieler wirklich Pause haben sollen und zu anderen weil die Verletzungsgefahr auf dem Hallenparkett zu groß ist. Aber schon Anfang Januar geht es mit Einheiten im Fitness-Studio H3O wieder los. Am 23. Januar ist Trainingsauftakt im Freien. Bis zum nächsten Regionalliga-Heimspiel müssen sich die Anhänger aber über drei Monate gedulden. Am 4.März kommt mit dem TSV 1860 München II zum Wiederauftakt gleich ein Top-Gegner in die Arena an der Bodenseestraße.
(Die Lokale - Dezember-Ausgabe 2016)
