Große Fußballereignisse hat der FC Memmingen in den vergangenen Jahren schon mehrfach professionell durchgezogen, aber das Regionalliga-Eröffnungsspiel am Donnerstag gegen den TSV 1860 München toppt alles bisher Dagewesene. Der Hype rund um die abstürzten „Löwen“ ist unglaublich. Karten für die mit 5.000 Zuschauern restlos ausverkaufte Begegnung werden auf dem Schwarzmarkt auf Champions-League-Niveau gehandelt: Bis zu 250 Euro werden für einen einfachen Stehplatz offenbar geboten.
Auch das Medieninteresse ist enorm. Neben dem großen Fernsehtross (das Spiel wird ab 18.30 Uhr live von Sport1 übertragen) haben sich über 80 Journalisten und Fotografen angesagt, was in der vierten Liga wohl nicht allzu oft passiert. Dazu kommt noch der Sicherheitsaspekt. Ohne, dass Verein und Polizei konkrete Zahlen nennen, wird ein Riesenaufgebot präsent sein, damit es auf den Rängen und rund ums Stadion friedlich zugeht. Dabei haben sich die Verantwortlichen eng mit dem TSV 1860 und auch direkt mit der harten Sechziger-Fanszene abgestimmt.
Nach München gingen 1.100 Gästekarten, auch im Heimpublikum werden viele blau-weiße Trikots zu sehen sein, weil die Sechziger im Allgäu traditionell eine große Fangemeinde haben, die sich trotz des bitteren Absturzes freut, ihren Kultverein wieder vor der Haustüre erleben zu dürfen. Zuletzt war dies in der Saison 1992/93 der Fall, als der FCM in der zu diesem Zeitpunkt drittklassigen Bayernliga das Heimspiel im alten, weitläufigen Stadion unglücklich mit 0:1 verlor. Die Revanche glückte im Rückspiel mit einem 2:1 Auswärtssieg im Grünwalder Stadion, als der damals 19-jährige Harry Gfreiter zweimal traf. Es war bekanntlich die Meistersaison der „Löwen“, die mit Werner Lorant anschließend den Durchmarsch bis in die Bundesliga schafften.
Bei all dem Trubel rund um das Spiel mit zahllosen Interviewanfragen hat FCM-Trainer Stefan Anderl (Bildmitte) versucht, die Vorbereitung darauf so normal wie möglich ablaufen zu lassen: „Von außen ist es vom Zuschauer- und Medieninteresse natürlich was Besonderes, aber wir fokussieren uns ganz auf das Sportliche“. Wer für ihn Favorit ist? Natürlich von der Besetzung her 1860. „Aber es sind natürlich viele Spieler dort spät eingestiegen“, weiß Anderl, der selbst über eine großteils eingespielte Truppe aus der Vorsaison verfügt. Der eine oder andere der acht Neuzugänge könnte schon in der Startelf stehen. Wer das sein wird, lässt der Coach erst kurz vor dem Anpfiff raus: „Ich habe die schwierige Aufgabe, dass ich fünf von meinen Jungs aus dem 22-Mann-Kader sagen muss, dass sie bei diesem Knaller nur auf der Tribüne sitzen werden“.
(Archivfoto: Olaf Schulze)
