In der Memminger Fußball-Arena lief gerade die 64. Minute im Regionalliga-Match zwischen dem FC Memmingen (FCM) und dem SV Seligenporten (SVS), als Daniel Zweckbronner seinen Teamkameraden Muriz Salemovic (28/Bildmitte) mit einem ganz alltäglichen Zuspiel bediente. Doch was dann geschah, war ohne Übertreibung ein fußballerisches Meisterwerk: In der Hauptrolle der Künstler Salemovic. Der Deutsch-Montenegriner, 40 Meter halblinks vor dem Gästetor postiert, explodierte förmlich und legte mit der Kugel am Fuß einen unwiderstehlichen Solo-Lauf auf den regennassen Rasen. Feine Kunst, die zum Glück nicht brotlos blieb – im Gegenteil, Muriz Salemovic schloss seinen Alleingang überlegt zum 4:2 (3:2)-Endstand ab.
FCM-Trainer Stefan Anderl verzückte die Energieleistung seines Kreativkopfes derart, dass er sie auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mit dem Prädikat „Weltklasse“ versah. Der Schütze selbst strahlte über`s ganze Gesicht, als ihn der AZ-Reporter auf sein Glanzstück ansprach. Salemovic frohlockte: „Ich hab` erst einen Gegenspieler getunnelt und dann drei, vier Gegner aussteigen lassen.“ In seiner Karriere als Regionalliga-Kicker sei ihm bis dato nie zuvor ein so aufsehenerregendes Tor gelungen. Und ja, bekräftigte Salemovic, der Trainer fordere sogar ausdrücklich solch mutige Vorstöße von seinen Jungs. „Wir sollen Angriffsfußball spielen. Wenn wir den Ball dabei mal verlieren, ist das nicht so tragisch. Wichtig ist aber, sagt der Coach, dass wir dann zügig ins Gegenpressing kommen.“
Anfänglich hatte das Memminger Spiels noch wenig von der oben beschriebenen Eleganz und Leichtigkeit. Die Seligenportener waren in der ersten halben Stunde die aktivere, die bessere Mannschaft, die schon nach acht Minuten in Führung ging. Bald darauf aber schritt Muriz Salemovic zur Tat: Per Flachschuss markierte der Offensivakteur das erste seiner beiden Tore zum wichtigen 1:1-Ausgleich. Die aufregendste Phase in einer unruhigen, mitunter hektischen Partie erlebten die Fans aber erst anschließend: Zunächst traf Stürmer Fabian Krogler zum 2:1, ehe der starke Außenbahnspieler Furkan Kircicek per Abstauber auf 3:1 erhöhte (26./32. Minute). Nach einem Fehler des indisponierten Memminger Verteidigers David Anzenhofer verkürzten die Seligenportener durch ein Kontertor von Fotios Katidis auf 3:2 (36.). FCM-Coach Anderl zog einige positive Erkenntnisse aus der ersten Hälfte: „Wie sich meine Jungs nach dem 0:1-Rückstand und den beiden Niederlagen im Gepäck dann ins Spiel reingebissen haben, wie sie die Vorwärtsbewegung angenommen haben, auch mit dem nötigen Glück, dafür muss ich ihnen ein Riesenkompliment aussprechen.“
Der zweite Durchgang begann - genau wie der erste - mit überlegenen Gästen. Allerdings: Die nächste Großchance hatten die Allgäuer, als Interimskapitän Stefan Heger einen Kopfball an den Pfosten setzte und Kircicek den zurückprallenden Ball freistehend in die Arme des Gästekeepers schob (60.). Entsetztes Raunen auf den Rängen. Vier Minuten danach tobte das Stadion, als Salemovic mit seinem Traumtor das 4:2 erzielte. Es war der Schlusspunkt in einem durchaus unterhaltsamen Kampfspiel bei ungemütlichem „Fritz-Walter-Wetter“. Fazit: Vor der morgigen Partie beim FC Ingolstadt II haben die Maustädter nicht nur die ersten Saisonpunkte eingefahren, sondern auch psychologisch gesehen einen wichtigen Schritt getan. (dp)
FC Memmingen Gruber - Zweckbronner, Anzenhofer, Schröder, Buchmann - Nikolic, Heger - Kircicek (76. Rietzler), Mangler (24. Schad) - Krogler (74. Hayse), Salemovic.
SV Seligenporten Kolbe - Schäf, Olschewski, Woleman, Neuerer - Schelle (55. Dittrich), Weber - Herzel (77. Wöllner), Yetkin (68. D'Adamo) - Kobrowski, Katidis.
Tore 0:1 Kobrowski (8.), 1:1 Salemovic (18.), 2:1 Krogler (29.), 3:1 Kircicek (34.), 3:2 Katidis (36.), 4:2 Salemovic (64.). - - Schiedsrichter Kreye (Warmensteinach). - Zuschauer: 665.
(Von Dominik Prähofer - Allgäuer Zeitung vom 27.07.17 - Foto: Olaf Schulze)
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