Liegen die Nerven blank? Tritt Not gegen Elend an? Wenn in der Fußball-Regionalliga heute (Spielbeginn: 19.30 Uhr) der Tabellenachtzehnte FC Memmingen auf den Tabellen-17. FC Unterföhring trifft, scheint die Konstellation eine heikle zu sein: Wer am siebten Spieltag erneut verliert, für den wird es allmählich eng.
Doch bei aller inneren Anspannung: Zumindest beim FC Memmingen zeigen sich die sportlich Verantwortlichen um Ruhe bemüht. Obwohl von bisher sechs Spielen fünf verloren wurden, wollen weder Bernd Kunze als Sportlicher Leiter noch Stefan Anderl (im Bild) als Cheftrainer die Nerven verlieren. In ihrer Analyse betonen beide, man habe vier Partien mit nur einem Tor Unterschied verloren und man sei jeweils nicht wirklich schlechter gewesen als der Gegner. "Selbst im Spiel gegen 1860 München fand ich uns auf Augenhöhe", meint Anderl und schiebt nach: "Zuletzt waren wir keinen Deut schlechter als Fürth."
Wo liegen die Gründe für die aktuelle Misere?
Am Beispiel des jüngsten 0:1 gegen Fürth nennt der FCM-Trainer aber die besondere Qualität des Gegners, die sich speziell beim Tor offenbart habe. "Sensationell", wie die das gespielt haben, befindet Anderl, der mit seinem aktuellen Rumpf-Kader nur eingeschränkte Möglichkeiten sieht. Neben dem langzeitverletzten Kapitän Dennis Hoffmann und dem verhinderten Stefan Heger (Staatsexamen) hat sich zuletzt auch Branko Nikolic krank gemeldet. Neueste Hiobsbotschaft: Abwehrchef Sebastian Schmeiser hat sich im Fürth-Spiel einen Muskelfaserriss zugezogen und fällt gegen Unterföhring ebenfalls aus.
Will der Verein noch Spieler nachverpflichten?
Bernd Kunze als Sportlicher Leiter verweist auf die Abgänge von "Knipser" Stefan Schimmer und von Außenbahnspieler Daniel Eisenmann. Diesen Verlust, so räumt Kunze ein, habe man bislang nicht kompensieren können. "Mir fehlt der Zug zum Tor, die Geilheit, Tore zu erzielen", sagt Kunze. Möglich sei, dass der Verein für den Angriff noch jemand verpflichte, "wir haben immer wieder Probespieler im Training". Auch wenn die jungen Marco Schad und Lukas Rietzler gegen Fürth im Mittelfeld überragend gespielt hätten, lautet Anderls Befund: "Die Statik in der Mannschaft stimmt zurzeit nicht." Sprich: Das Gefüge ist zu instabil. Da ist auch nicht hilfreich, dass mit Neuzugang Markus Nix (Kreuzbandriss), mit Kevin Can Banoglu (Knorpelschaden) und mit Kilian Kustermann (Kreuzbandriss) weitere Hoffnungsträger nicht zur Verfügung stehen. "Mittelfristig" werde man das aber wieder hinbekommen, ist der FCM-Coach überzeugt.
Wie sieht es beim heutigen Gegner aus?
Gegen die "spielstarke Münchner Mannschaft" (Kunze) werde die Aufgabe für den FCM "richtig schwer", ist die Überzeugung von Stefan Anderl. Nach wie vor aber hat der Memminger Übungsleiter Freude an seinen jungen Spielern. Und er ist sich für heute Abend sicher: "Fighten werden sie, die Jungs."
(Von Markus Brändle - Allgäuer Zeitung vom 18.08.17 - Foto: Olaf Schulze)
