Verena Wieder weiß schon wie es sich anfühlt Fußball-Europameister zu sein. Die deutsche A-Nationalmannschaft arbeitet in Frankreich gerade noch daran. Die Noch-15-jährige (am 26. Juni hat sie Geburtstag) hat im Mai mit den deutschen U17-Juniorinnen in der Ukraine den EM-Titel geholt. Sie war dabei eine der jüngsten Spielerinnen im Kader, war kurzfristig erst noch berufen worden und lief in vier der fünf Turnierspiele auf. Es war „ein Riesenerlebnis“ vor 10.000 Zuschauern zu spielen.
Ihre Positionen sind die linke oder rechte Außenbahn, auch den klassischen Zehner traut sie sich zu. Ihr sportliches Vorbild ist der portugiesische Superstar Cristiano Ronaldo. Dass sie einen Mann und keine Frauen-Fußballerin nennt, verwundert nicht. Verena Wieder hat bis auf die Auswahlmannschaften nämlich bis her nur mit Jungs zusammengespielt, was sich aber im Sommer ändern wird. Ihr nächster Klub heißt FC Bayern München.
In dieser Saison kickte sie mit den U15-Jungs des FC Memmingen in der C-Junioren-Bayernliga. Die Mannschaft belegte in der Endabrechnung den guten dritten Platz. In der kompletten Hinrunde musste sie wegen einer Oberschenkelverletzung zusehen, schaffte aber schnell wieder den Anschluss und die Berufung ins U17-Nationalteam. An die Memminger Zeit wird die Marktoberdorferin (aus dem Ortsteil Thalhofen) gerne zurückdenken: „Alle waren total nett zu mir und ich wurde immer fair behandelt“. Die Trainer machten freilich keinen Unterschieden zwischen Mädel und Jungs. Die Leistung gab den Ausschlag.
Jetzt wird Verena den FCM verlassen und erstmals in München in einer reinen Mädchen- beziehungsweise Frauen-Mannschaft spielen. Der Entschluss zu wechseln, hat sowohl sportliche als auch schulische Gründe. Ohnehin dürfte sie von den Verbandsstatuten nur noch ein Jahr in einer Jungenmannschaft spielen, höherklassigen Frauenfußball gibt es in Memmingen künftig nicht mehr. Zum anderen geht sie aufs Gymnasium. Im Schlussspurt Richtung Abitur passt ein Schulwechsel jetzt noch besser als erst in einem Jahr. Bei den Bayern wir sie mit den Frauen trainieren, aber erst noch weiter in der U17 spielen. Ganz so professionell wie beim männlichen Nachwuchs geht es im München trotz Meistertitel im Frauenfußball noch nicht zu. Während die Jungs im Fußballinternat untergebracht sind, wird sie zu zwei Mitspielerinnen in eine Wohngemeinschaft ziehen.
Den Herren um Schweinsteiger & Co. traut Verena Wieder übrigens zu, dass sie in Frankreich ins Endspiel einziehen. Für sich selbst hat sie die Ziele hochgesteckt: So schnell wie möglich in die Frauen-Bundesliga und irgendwann in die Frauen-A-Nationalmannschaft. Nahziel ist aber erst einmal die Weltmeisterschaft, die für U17-Juniorinnen im Herbst in Jordanien ausgetragen wird. Wieder hofft, dass sie dabei ist. Der Kader WM-Kader wurde von Bundestrainerin Anouschka Bernhard gegenüber der Europameisterschaft aufgestockt, die junge Allgäuerin hat mit dem bisherigen Stamm bereits die Einladung zu den nächsten DFB-Lehrgängen bekommen. Die Gegnerinnen in Jordanien werden dann Venezuela, Kamerun und Kanada heißen.
(Foto: DFB)