Buchmanns Ausflug in die vermeintlich große Fußballwelt

Buchmann 300Auch wenn der FC Memmingen durch den Abstiegskampf der ersten Mannschaft sportlich momentan andere Sorgen hat, als sich über eine DFB-Akademie oder die Aufstiegsregelung zur 3. Liga Gedanken zu machen, war der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann bei diesen Entscheidungen mit involviert. So war er einige Male in den vergangenen Wochen nach Frankfurt unterwegs, als einer der wenigen deutschlandweiten Vertreter der Amateurvereine bei der Ethik-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und als einer von rund 260 Delegierten beim außerordentlichen DFB-Bundestag.

Den Ausflug in die große Fußballwelt sieht Buchmann recht nüchtern, denn der DFB-Bundestag sei auch nicht viel anders als eine Vereins-Mitgliederversammlung, nur eben in einer anderen Dimension. Was davor vorbereitet wurde, wird erwartungsgemäß durchgewunken, Debatten Fehlanzeige. Zugegeben: Der Promifaktor ist größer, wenn der neue Ehrenspielführer Philipp Lahm oder Bundestrainer Joachim Löw ein paar Reihen weiter vorne vor einem sitzen. Ein gemeinsames Foto mit den Prominenten war Buchmann nicht wichtig, gefreut hat ihn aber, dass Vertreter des FC Augsburg oder auch Andreas Rettig (heute Geschäftsführer beim FC St. Pauli) ihn erkannt und mit ihm geplaudert haben. In den vergangenen Jahren ist die Wahrnehmung des kleinen FC Memmingen nicht nur in Verbandskreisen gewachsen.

Über die „Lage des Amateurfußballs“ erkundigte sich die DFB-Ethik-Kommission unter Vorsitz des ehemaligen Außenministers und Vize-Kanzlers Dr. Klaus Kinkel. „Da wurde schnell klar, dass die Probleme bei allen tiefer liegen, als in dem von Engelbert Kupka angeprangerten, aus seiner Sicht ungerechten Grundlagenvertrag zwischen DFB und Deutscher Fußballliga“, lautete hier Buchmanns Fazit. Unterhachings Ehrenpräsident Kupka will mit seiner Initiative „Rettet den Amateurfußball“ erreichen, dass mehr Geld aus den Millioneneinnahmen im Profigeschäft an der Basis ankommt. „Unter allen aufgeteilt macht dies nach Buchmanns Rechnung „vielleicht 1.000 Euro pro Verein. Damit ist niemandem geholfen. Die wichtigeren Fragen sind, wie können wir Vereinsstrukturen erhalten, ehrenamtliche Kräfte in allen Bereichen finden und uns gegen immer größere Auflagen und Vorschriften wehren“.

Einige Erkenntnisse sind bei dem 52-jährigen in den vergangenen Wochen gereift. Von den Strukturen sei der FCM nicht allzuweit von den Profivereinen entfernt. Den bedeutenden Unterschied machen eigentlich nur Transfer- und Fernsehgelder aus. „Nur damit wird auch oben noch Geld verdient“, stellt Buchmann fest, dass die Anteile an Zuschauereinahmen, Sponsorengeldern und Mitgliedsbeiträgen im bezahlten Fußball nur noch einen Bruchteil der Etats ausmachten, die Amateure aber eben nur diese Säulen zur Verfügung haben.

Auf dem DFB-Bundestag ist die Regionalliga-Reform vorerst gescheitert, nachdem keiner der vorliegenden sieben Anträge in Frankfurt mehrheitsfähig war. So wurde am Vorabend von den 21 Landesverbänden schnell ein "Kompromissvorschlag" ausgehandelt, der aber nur eine Übergangslösung für zwei Jahre darstellt (siehe unten "Regionalliga - die Fakten"). Für 2020 soll dann eine große Reform vorbereitet werden. "Ich denke, das war noch das Beste, was auf die Schnelle überhaupt noch unterstützungswürdig war", weist der Memminger Präsident die Reaktionen mancher Medien zurück. „Verschlimmbessert“ und „fauler Kompromiss“ lauteten einige Schlagzeilen.

Auch für den FCM hat der Beschluss konkrete Auswirkungen. Mindestens zwei Spielzeiten kann er der eigenständigen Regionalliga-Bayern angehören – vorausgesetzt natürlich, der Klassenerhalt wird geschafft. Buchmann liegt mit seiner Meinung auf einer Linie mit DFB-Vizepräsident und BFV-Vorsitzenden Dr. Rainer Koch, der in der Vergangenheit immer wieder betonte, dass die Regionalligen die 1. Liga der Amateurvereine und nicht die 4. Liga der sportlich oder zumeist finanziell gescheiterten sogenannten Traditionsvereine sei (siehe unten "Wer spielt in den Regionalligen?") Was laut Buchmann in der ganzen Diskussion noch gar nicht beachtet wurde: Wenn sich die Regionalliga-Struktur ändert, dann muss auch über den Unterbau mit den Oberligen und noch weiter unten gesprochen werden.

Bei den Ausflügen nach Frankfurt hat Buchmann „einiges gelernt und den Blick aufs Ganze bekommen“. Eine Tätigkeit als Verbandsfunktionär kann er sich aber nicht vorstellen: „Das ist nicht meine Welt“.

Regionalliga-Reform – die Fakten:

- Es bleibt auch weitere zwei Jahre bei bundesweit fünf Regionalliga-Staffeln wie bisher; Bayern behält damit zunächst seine eigene Regionalliga.

- Aus der 3. Liga steigen künftig vier statt drei Mannschaften ab, damit gibt es vier Aufsteiger aus fünf Regionalligen, was zumindest eine Verbesserung von einem Aufsteiger mehr bringt. Die Forderung "Der Meister muss aufsteigen" wird aber nicht erfüllt.

- Der Meister der Regionalliga Südwest ist für die Spielzeiten 2018/19 und 2019/20 als Aufsteiger gesetzt. Dazu gibt es jeweils zwei fixe Aufsteiger aus den anderen Regionalligen. Für 2018/19 wird dies die Regionalliga Nordost sein, der dritte wird noch ausgelost. Die beiden anderen werden in einem Relegations-Hin- und Rückspiel den vierten Aufsteiger ermitteln. Die Meister aus diesen beiden Regionalligen haben dann für die Saison 2019/20 das direkte Aufstiegsrecht. Die Regionalliga Nordost und die erste für die 2018/20 geloste Regionalliga sind für das Folgejahr die Releganten.

- Eine Experten-Kommission soll für 2020 die umfassende Regionalliga-Reform vorbereiten, deren Ziel es ist, die Staffeln auf nur noch vier zu verringern. Es gibt unterdessen einen weiteren Vorschlag, die 3. Liga in zwei Staffeln Nord und Süd aufzuteilen.

- Der Modus in der laufenden Saison bleibt natürlich unverändert. Die Meister der fünf Regionalligen und der Zweitplatzierte aus dem Südwesten ermitteln in drei gelosten Paarungen in Hin- und Rückspiel drei Aufsteiger in die 3. Liga.

Wer spielt in den Regionalligen?

Immer wieder wird argumentiert, dass Traditionsclubs mit klangvollen Namen nichts in den Regionalligen verloren hätten. Die Mehrzahl dieser Clubs ist nicht nur sportlich, sondern finanziell aus dem Profifußball abgestürzt. In den fünf Regionalliga-Staffeln spielen insgesamt 92 Vereine, davon werden mit 51 weit über die Hälfte zu den Amateurclubs gezählt. Lediglich 21 gelten als so genannte Traditionsvereine, die in den vergangenen 30 Jahren auch der ersten oder zweiten Bundesliga angehört haben. Sie sind mit ihren aktuellen Platzierungen aufgeführt. Nicht einmal die Hälfte spielt im vorderen Tabellendrittel mit. Die aktuellen Bundesligisten stellen aktuell 19 zweite Mannschaften in den Regionalligen.

- Regionalliga Nord - 18 Vereine - 5 Zweitvertretungen - Traditionsclubs: VfB Lübeck (6. Platz), VfB Oldenburg (14.)

- Regionalliga Nordost - 18 Vereine - 1 Zweitvertretung - Traditionsclubs: Energie Cottbus (1.), BFC Dynamo (2.)

- Regionalliga West - 18 Vereine - 4 Zweitvertretungen - Traditionsclubs: KFC Uerdingen (2.), Alemannia Aachen (5.), Wuppertaler SV (6.), Rot-Weiß Oberhausen (7.), Rot-Weiß Essen (10.), SG Wattenscheid (11.)

- Regionalliga Südwest - 19 Vereine - 4 Zweitvertretungen - Traditionsclubs: 1. FC Saarbrücken (1.), Kickers Offenbach (2.), Waldhof Mannheim (3.), SSV Ulm 1846 (12.), Stuttgarter Kickers (14.), FSV Frankfurt (15.), TuS Koblenz (16.), Hessen Kassel (19.)

- Regionalliga Bayern - 19 Vereine - 5 Zweitvertretungen - Traditionsclubs: TSV 1860 München (1.), FC Schweinfurt 05 (5.), Wacker Burghausen (11.)

(Foto: Olaf Schulze)

 

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