Nach 85 Minuten war der Arbeitstag für Dennis Hoffmann (im Bild-Vordergrund) beendet. Viele der 1688 Zuschauer in der Memminger Arena erhoben sich in diesem Moment von ihren Plätzen und klatschten Applaus für den 26-Jährigen, von Trainer Stephan Baierl gab es einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Über zehn Monate hatte der Mittelfeldspieler keine Partie mehr für den Regionalligisten FC Memmingen bestritten, immer wieder war er verletzt. Erst seit vier Wochen trainiert Hoffmann nach dieser langen Leidenszeit wieder mit dem Team. Beim 0:0 im Heimspiel gegen den FC Bayern München II feierte er am Ostersonntag sein Comeback. „Ein tolles Comeback“, meinte Coach Baierl.
Hoffmann, vor seiner schweren Verletzung Kapitän des FCM, bewies eindrucksvoll, warum er ein enorm wichtiger Baustein im Team ist. Zweikampf- und willensstark, technisch versiert und nimmermüde. Baierl meinte später: „Ich habe ihn gebracht, weil ich weiß, dass er einer der Spieler ist, die vorangehen. Ich war mir sicher, dass er mich nicht enttäuschen wird.“ Und Hoffmann selbst? Der nahm die warmen Worte freudestrahlend zu Kenntnis, relativierte aber auch ganz schnell: „Ich bin froh, dass ich wieder schmerzfrei bin. Wichtig sind aber nicht persönliche Dinge. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft unten rauskommen.“ Doch den nächsten Schritt in Richtung des rettenden Ufers haben die Memminger gegen den FC Bayern München II verpasst, ja fast schon fahrlässig vergeben. Denn nach anfänglichen Problemen – die favorisierten Gäste ließen den Ball laufen, störten früh und drängten Memmingen tief in die eigene Hälfte – war der Tabellenvorletzte im zweiten Abschnitt spielbestimmend und mutig.
Die Kicker aus der Talentschmiede des Rekordmeisters fanden auf dem tiefen Boden bei ungemütlichem Graupelwetter überhaupt nicht mehr zu ihrem Spiel. Baierls taktischer Schachzug, den flinken Furkan Kircicek von der rechten Außenbahn in die Sturmspitze zu beordern, wäre beinahe aufgegangen. Doch der 21-Jährige verhedderte sich entweder in der Bayern-Defensive oder versäumte es zu ballverliebt, auf den freien Mitspieler abzulegen. Baierl machte seinem Angreifer keinen Vorwurf: „Klar, er hat sich das Leben selbst schwer gemacht. Aber wenn alles aufgegangen wäre, müssten wir ja nicht mehr so viel trainieren. So wissen wir, dass noch Arbeit vor uns liegt.“
Doch nicht nur Kircicek hatte den Führungstreffer mehrmals auf dem Fuß. Drei Beispiele aus einer Vielzahl an Möglichkeiten: Hoffmanns Schuss wurde abgeblockt (52.), einen frechen Freistoß von Muriz Salemovic fischte Münchens Schlussmann Christian Früchtl mit den Fingerspitzen aus dem Winkel (56.) und Jannick Rochelt vergab aus kurzer Distanz (72.). Auf der Gegenseite hatte der FCM zweimal Glück: In der 60. Minute traf Kwasi Okyere Wriedt nur den Pfosten, eine Minute vor Abpfiff verfehlte der 23-jährige Senegalese den Ball frei vor dem Memminger Tor nur knapp. So blieb es beim 0:0. Hoffmann meinte: „Für die Moral war es sehr wichtig, dass wir Bayern Paroli geboten haben.“ Sein Trainer Stephan Baierl trauerte den vergebenen Chancen nach und sagte: „Es ist schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Aber es ist auch der Fingerzeig, dass wir mit jeder Mannschaft dieser Liga mithalten können, wenn wir alles reinwerfen.“
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(Von Stephan Schöttl - Allgäuer Zeitung vom 03.04.18 - Foto: Olaf Schulze)
