FC Memmingen dreht jeden Cent zweimal um

Die Verantwortlichen reden Klartext: Der FC Memmingen sieht sich zum Sparen gezwungen. Mehr noch als in den zurückliegenden beiden Spielzeiten, als man bei grundsätzlich angespannter Kassenlage mit den Einnahmen aus dem „Traumspiel“ gegen den FC Bayern München sowie der Freundschaftspartie gegen den FC Augsburg wirtschaften konnte. Das waren jeweils zwischen 20000 und 30000 Euro, die jetzt fehlen.

Es schrillen deshalb zwar noch nicht die großen Alarmglocken, aber „wir müssen jeden Cent umdrehen“. Mit diesen Worten unterstreicht Stefan Kaulfersch, als Finanzbeauftragter mit den Zahlen beim Fußball-Regionalligisten bestens vertraut, was der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann im Gespräch mit unserer Zeitung ausführlich darlegt. „Das soll kein Hilfeschrei sein“, betont Buchmann. Gleichwohl gipfeln die Äußerungen des FCM-Chefs in dem Satz, der wie ein Menetekel klingt: „Wenn es so weitergeht mit der Fluktuation bei den Sponsoren, dann wird irgendwann der Regionalliga-Spielbetrieb nicht mehr finanzierbar sein.“

Der FC Memmingen sei „immer noch mehr auf kleine Familienbetriebe angewiesen“. Von den Industriebetrieben in Memmingen bekomme der FCM „zum Teil gar kein Geld“. Für Buchmann ist aber eines klar: „Wo der FCM in Zukunft spielen wird, das wird auch die Memminger oder die Unterallgäuer Wirtschaft entscheiden.“ Jeder glaube, beim FC Memmingen werde es schon irgendwie laufen. Er selber aber, so betont Buchmann, komme nach 17 Jahren, in denen er im Verein mitwirke, mit seinem Netzwerk an die Grenzen. „Mehr als umsonst Tag und Nacht für den Verein zu arbeiten“ könne er nicht, denn „a bissle Geld braucht man auch“.

Als Verantwortlicher im Verein könne er „nicht nur auf die 90 Minuten in der Regionalliga schauen“. Damit umschreibt Buchmann, dass im Klub weitere Weichenstellungen vonnöten seien. Eine Investition in die Zukunft wird gerade umgesetzt: Für rund 180 000 Euro wird die Stadiongaststätte auf Vordermann gebracht. Das vereinseigene Lokal hatte in finanziell sehr prekärer Zeit als Pfand Ende der 90er-Jahre schon mal dafür gesorgt, dass dem FCM das Lebenslicht nicht ausgeblasen wurde. Ohne Innenrenovierung, so Buchmann weiter, „hätten wir in ein paar Jahren keinen Wirt mehr gefunden“.

Die Sparzwänge im Verein hätten indes mit dem aktuellen Vereinsheim- Umbau nichts zu tun, stellt Finanzmann Kaulfersch klar. Die Stadiongaststätte stehe „auf gesunden Füßen, die Partner im Getränkebereich helfen uns da weiter“. Sponsorengelder müssten dafür nicht herangezogen werden, präzisiert Buchmann.

Insgesamt sind die Sponsorengelder zuletzt jedes Jahr um fünf Prozent zurückgegangen. Bei knapp 400000 Euro sind das jährlich rund 20000 Euro, die fehlen. „Aktuell gelingt es uns nicht, das auszugleichen“, sagt Buchmann. Für Stefan Kaulfersch ist eines klar: „Wir werden in der neuen Saison mit einer sehr preiswerten Mannschaft auflaufen müssen.“

Bei allen Sparzwängen ist Kaulfersch froh, „dass uns sehr, sehr viele mittlere und kleinere Geschäftsleute die Treue halten“. Und er gibt sich der Hoffnung hin, dass trotz abgespecktem Spieler-Etat in der Arena auch in Zukunft attraktiver Fußball zu sehen sein wird. Auch FCM-Chef Armin Buchmann bleibt zuversichtlich: „Wir werden sehr konkurrenzfähig sein; wir werden auch in Zukunft unseren Weg gehen.“

(Von Markus Brändle - Allgäuer Zeitung vom 09.06.16)

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