Selten traf die Redewendung von Toren, die aus dem Nichts fallen, so zu wie am vergangenen Freitagabend. Denn beim Regionalliga-Heimspiel des FC Memmingen gegen den SV Heim-stetten hatte sich schon zum Anpfiff eine dicke Nebeldecke über das Stadion an der Bodenseestraße gelegt.
Der Nebel nahm im Laufe der ersten Halbzeit sogar noch zu. Nachvollziehbar war dann auch die Entscheidung von Schiedsrichter Maximilian Riedel (Horgau), die Partie nicht mehr anzupfeifen. Der Unparteiische hatte zuvor Rücksprache mit beiden Trainer gehalten und hatte die Lage auf dem Platz noch mal genau unter die Lupe genommen. Die entspreche Regel lautet, dass ein Spiel abgebrochen werden kann, wenn der „Nebel so dicht ist, dass von einem Tor aus das andere nicht mehr zu sehen ist.“ Möglicherweise hätte die Partie gar nicht erst gestartet werden dürfen, allerdings schienen die Bedingungen für Spieler und Schiedsrichter-Gespann zu Beginn der Partie noch in Ordnung gewesen zu sein. Das Regionalliga-Spiel wird noch vor der Winterpause nachgeholt.
Schwer taten sich jedenfalls die 731 Zuschauer, um auf die „Tore aus dem Nichts“ zurückzukommen. Bevor das Spiel abgebrochen wurde, stand es zur Halbzeit 2: 1 für den FC Memmingen. Lars Gindorf hatte den FCM per Volleyschuss in Führung gebracht (23.). Beim 2: 0 durch David Mihajlovic tat sich dann auch Stadionsprecher Andreas Schales schwer („Wer auch immer es war, wir haben es nicht gesehen“), den Torschützen zu identifizieren. Heimstetten kam kurz vor dem Halbzeitpfiff durch Moritz Hannemann zum Anschlusstreffer.
Im ersten Spiel nach der Trennung von Esad Kahric hatte Interimstrainer Thomas Reinhardt die Mannschaft auf drei Positionen im Vergleich zur 0: 6-Niederlage gegen Augsburg verändert. Für den verletzten Martin Gruber stand Maximilian Beinhofer im Tor, außerdem fielen Martin Dausch und Nicolai Brugger (Gelbsperre) aus. Dafür rückten Matthias Moser und Oktay Leyla in die Mannschaft. Zudem fehlte der erkrankte Timo Hirschle.
Reinhardt machte vor dem Spiel nach außen hin einen ruhigen Eindruck – der aber nicht sein Innenleben widerspiegelte: „Ich war schon angespannt, gerade auch wegen der Ereignisse der letzten Woche“, sagte der 52-Jährige. Seine Umstellungen – unter anderem spielte der gelernte Offensivspieler Pascal Maier Rechtsverteidiger, Jakob Gräser rückte für Brugger in die Innenverteidigung – zeigten erste Wirkung. Gerade die rechte Memminger Seite mit Maier und Moser machte nach der ersten Viertelstunde, in der die Gäste besser waren, ordentlich Betrieb, beide Tore fielen auch über rechts. „Pascal ist ein intelligenter Spieler, der viel Tempo mitbringt“, erklärte Reinhardt. Für diese Kombination hatten sich auch Co-Trainer Candy Decker und Routinier Martin Dausch ausgesprochen.
Wegen des Nebels sah aber auch Reinhardt nicht alles, was sich auf der anderen Seite des Spielfelds abspielte. „Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich sowas schon mal erlebt hätte“, sagte Reinhardt. „Ich hätte gerne weitergespielt, wie meine Spieler. Aber wenn der Linienrichter bei Abseitsentscheidungen Spieler nicht mehr sieht, dann geht das auch in Ordnung, das Spiel abzubrechen.“
Keine Neuigkeiten gibt es in Sachen Trainersuche – und das, obwohl den FCM inzwischen zahlreiche Bewerbungen aus der ganzen Bundesrepublik erreicht haben. Darunter seien auch Trainer, die Bundesliga-Erfahrung haben, aber für den FCM wiederum nicht in Frage kommen.
Von Tobias Giegerich / Allgäuer Zeitung vom 02.11.2021 / Foto (C) Siegfried Rebhan
